Eyring, S. (2000). Der Männchengesang beim Silbergibbon (Hylobates moloch). Staatsexamen thesis, Institut für Zoologie, Tierärztliche Hochschule Hannover, Germany. 82 pp. (German text).

Der Männchengesang beim Silbergibbon
(Hylobates moloch)

Sylke Eyring


Zusammenfassung:

Im Gegensatz zu fast allen anderen Gibbonarten produziert Hylobates moloch keine Duette, sondern nur Sologesänge. Dabei singen die Männchen nur etwa einmal pro Woche. Die Gesänge werden bevorzugt vor dem Morgengrauen ausgestoßen. Dabei werden keine stereotypen Strophen produziert, wie es bei Weibchen der Fall ist. Männchengesänge zeichnen sich durch eine größere Variabilität als die der Weibchen aus.

In der hier vorliegenden Arbeit wurden mehrere auf Tonband aufgezeichnete Männchengesänge (darunter auch eine Freilandaufnahme) von H. moloch ausgewertet.

Zunächst wurden die einzelnen Laute der Gesänge aufgrund von strukturellen Unterschieden (Frequenzverlauf) klassifiziert. Dabei ließen sich die Laute in vier übergeordnete Gruppen einteilen.

Zur ersten Gruppe von Lauten, den sogenannten wa-Lauten, gehören vier Lauttypen (A, B, C, D). Sie sind alle von ansteigender Frequenz. Dabei zeigt Lauttyp A die kleinste Frequenzmodulation, Lauttyp C die größte. Mit Ausnahme von Lauttyp D liegen die Anfangsfrequenzen dieser Lauttypen unterhalb von 0,70 kHz.

Die zweite Gruppe beinhaltet die sogenannten Chevron-Laute. Diese zeichnen sich durch einen im Sonagramm chevronförmigen Hauptabschnitt aus. Sie unterscheiden sich vor allem in der Präsenz und im Frequenzverlauf des Endabschnittes. Dadurch lassen sich sieben Lauttypen (E1 bis E7) unterscheiden. In der dritten Gruppe befinden sich die besonders variablen restlichen Laute, die beim Ausatmen erzeugt werden und die wenige Gemeinsamkeiten besitzen. Die vierte Gruppe Gruppe umfaßt die Inspirationslaute.

Die wa-Laute kommen im Männchengesang von H. moloch am häufigsten vor. Sie bilden das Hauptgerüst des Gesangs. Zu Gesangsbeginn wird von allen hier ausgewerteten Tieren der Lauttyp A am häufigsten benutzt. Innerhalb der ersten 250 bis 300 Laute des Gesangs sinkt sein Anteil auf unter 20% und die Häufigkeit des Lauttyp C steigt an. Danach ist C der dominierende Lauttyp im Männchengesang. Der Anteil der übrigen Lauttypen ist nicht größer als maximal 15%. Trotzdem sind es die Chevron-Laute, die einen Männchengesang charakterisieren. Im Weibchengesang treten Chevron-Laute kaum auf. Chevrons treten ebenfalls erst auf, nachdem der Anteil der A-Laute abgesunken ist. Die Art und Häufigkeit der einzelnen Chevronlaute ist bei den Silbergibbons individuell sehr verschieden.

Aufgrund der unterschiedlichen Lauthäufigkeiten läßt sich der Männchengesang in zwei Abschnitte unterteilen: eine Einleitungsphase (in der die A-Laute besonders häufig, die C-Laute selten und die Chevron-Laute gar nicht auftreten) und eine Hauptgesangsphase (Chevron-Laute werden produziert). Erst in letzterer treten die typischen Männchenstrophen in voller Ausprägung auf.

Als Interstrophen-Intervall wurde hier ein einheitlicher Wert von 0,75 Sekunden bestimmt.

Die Gesangsmotivation der Tiere wurde im Gesangsverlauf mithilfe des Parameters "Anzahl Laute pro Strophe" geschätzt. Die Gesangsmotivation steigt in der Einleitungsphase schnell an. Im Hauptgesangsteil kann sie stark fluktuieren, bleibt aber bei Werten von über 2 Lauten je Strophe und liegt somit oberhalb der Motivation in der Einleitungsphase.

Der Strophenaufbau ist stark variabel, scheint sich aber bei den einzelnen Individuen zu unterscheiden. In der Lautreihenfolge ihrer Strophen zeigen sich individuelle Vorlieben. Allgemein gilt, daß die Strophen immer mit einem wa-Laut beginnen, am Häufigsten mit einem Lauttyp C.

Ein subadultes Männchen von H. moloch produzierte keine Männchenstrophen, sondern abortierte Weibchenstrophen. Dieses auch bei anderen jungen Gibbonmännchen beobachtete Phänomen dient möglicherweise dazu, das eigentliche Geschlecht zu maskieren, um so länger in der Familiengruppen bleiben zu können.



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