Stünkel, A. (2003). Phylogenie der loud calls der asiatischen Languren (Presbytini). Staatsexamen thesis, Institut für Zoologie, Tierärztliche Hochschule Hannover, Germany. 103 pp. (German text).

Phylogenie der loud calls der asiatischen Languren (Presbytini)

Arne Stünkel


Zusammenfassung:

Die verschiedenen loud calls der Presbytini weisen eine konservative und artspezifische Struktur auf und werden unter anderem in territorialen Kontexten, zur Aufrechterhaltung des Gruppenzusammenhalts und als Alarmruf benutzt. Aufgrund ihrer stereotypen und bei einigen Taxa recht komplexen Struktur eignen sie sich gut für die Rekonstruktion verwandtschaftlicher Beziehungen.

In der vorliegenden Arbeit wurden die loud calls und verwandte Vokalisationen von 30 Taxa aller Gattungen der Presbytini sonagraphisch analysiert und als Grundlage für eine kladistische Analyse vewendet, mit dem Ziel, Aussagen über die Systematik und Phylogenie dieser Gruppe treffen zu können.

Hierzu wurde eine aus 40 qualitativen und quantitativen Variablen bestehende Datenmatrix erstellt, die als Grundlage für die Berechnung der Kladogramme mit Hilfe der maximum parsimony-Methode diente. Dabei wurden nach dem heuristischen Verfahren die jeweils kürzesten Bäume errechnet und mit der Bootstrap-Analyse die gefundenen Gruppen auf ihre Verlässlichkeit hin überprüft. Als Aussengruppe wurde Colobus satanas verwendet.

Die meisten Taxa ordnen sich in den erstellten Kladogrammen den Gattungen entsprechend an. Eine durch hohe Bootstrap-Werte unterstützte Monophylie wurde jedoch lediglich für die untersuchten Arten der Gattungen Pygathrix (99%) und Rhinopithecus (97%) errechnet. Diese bilden möglicherweise mit der Gattung Nasalis eine monophyletische Gruppe, die aber weniger gut abgesichert ist. Die Gattung Simias scheint die basalste Gruppe aller Presbytini zu sein.

Die Gattungen Semnopithecus und Trachypithecus werden nicht als monophyletische Gruppen dargestellt. Ihre Taxa erscheinen relativ basal und schlecht aufgelöst in der Phylogenie der Presbytini. Die beiden Vertreter der Untergattung Kasi bilden eine gut abgesicherte monophyletische Gruppe (83%), die jedoch keiner der Gattungen Semnopithecus und Trachypithecus eindeutig zugeordnet werden kann.

Zu den Verwandschaftsverhältnissen innerhalb der nicht monophyletisch erscheinenden Gattung Presbytis lassen sich folgende Aussagen treffen: (1) Bei den Taxa P. thomasi, P. hosei und P. comata handelt es sich - entgegen anders lautenden Publikationen - um eigenständige Arten. (2) Eine ebenfalls in früheren Veröffentlichungen vorgeschlagene Einordnung der Taxa P. melalophos bicolor und P. melalophos sumatrana unter die Art P. femoralis muss aufgrund der Vokaldaten abgelehnt werden. (3) Die beiden Taxa P. femoralis robinsoni und P. siamensis siamensis sind entweder konspezifisch, oder die trennende Artgrenze zwischen ihnen verläuft weiter nördlich als bisher angenommen.



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