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Einführung
4. Typische Merkmale
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Gibbons zeigen eine Reihe von ursprünglichen Merkmalen, die sie mit den Cercopithecoidea
gemeinsam haben, sind aber in anderen Merkmalen (zum Beispiel in ihren Extremitäten-Proportionen)
die spezialisiertesten rezenten Hominoidea.
- Körpergrösse: Kleingibbons (Gattung Hylobates) 5-7 kg,
Hulocks (Hoolock) und Schopfgibbons ( Nomascus) 7-10 kg, Siamangs
(Symphalangus) 10-12 kg. Praktisch kein Dimorphismus in der Körper-
oder Caninusgrösse
- relativ einfache Molaren mit niedrigen, abgerundeten Höckern, sektoriales
Vordergebiss und lange, dolchartige Eckzähne bei beiden Geschlechtern (Abbildung
4.1)
- kurze Schnauzen, grosse Orbitae, relativ breiter Augenabstand, runder Gehirnschädel,
Mandibula niedrig mit breitem ansteigenden Ast (Abbildung 4.1)
Abbildung 4.1. Schädel verschiedener rezenter, adulter
Vertreter der Hominoidea (Hylobates: Geschlecht unbekannt, Pongo und
Gorilla: Männchen, Pan und Homo: Weibchen). Man beachte
die stark ausgeprägten Suprastrukturen (Nacken- und Sagittalkamm) an den Männchenschädeln,
vor allem bei Gorilla. Alle Schädel sind auf etwa gleiche Hirnschädelgrösse
gebracht (Hylobates nach Schultz, 1944, p. 88; Pongo nach Schultz,
1941, p. 99; Gorilla und Homo nach Schultz, 1972, pp. 126 und 127;
Pan nach Schultz, 1940, p. 52).
- Extremitäten innerhalb der gesamten rezenten Primaten ungewöhnlich
spezialisiert. Gibbons haben, relativ zu ihrer Körpergrösse, die längsten
Arme, aber auch sehr lange Beine.
- Die Phalangen von Händen und Füssen sind lang und gekrümmt (siehe
Abbildung 1.5). Der erste Strahl von Händen und Füssen ist lang und vom
Gelenk an schon nicht mehr bindegewebig mit den anderen Strahlen verbunden (siehe
Abbildung 4.2).
Abbildung 4.2. Füsse (links) und Hände (rechts)
von Vertretern der Hominoidea (nach Biegert, 1963, pp. 3/261, 268, 280, und Biegert,
1973, p. 171). Man beachte die Verlängerung der Phalangen und basale Freistellung
des ersten Strahls beim Gibbon (Hylobates), sowie die Reduktion des ersten
Strahls beim Orang-Utan (Pongo).
- Die wissenschaftlichen Namen Symphalangus und syndactylus bedeuten
beide "zusammengewachsene Finger". Tatsächlich sind beim Fuss des
Siamangs der zweite und dritte Strahl basal bindegewebig verbunden und man spricht
von Syndaktylie. Bei anderen Gibbonarten kommt das auch gelegentlich vor, aber seltener
und meist weniger ausgeprägt.
- Gibbons sind die einzigen Menschenaffen, die immer Ischialkallositäten ausbilden.
Die Weibchen zeigen zudem oft leichte Sexualschwellungen, indem die Labiae majorae
zyklisch ihre Form und Färbung verändern.